Rezepte zum Erfolg in der modernen Medienwelt
mit (von li.): Bernhard Meuser, Pattloch-Verlag, Christa Meves Autorin und Therapeutin, Buchautor, Moderation: Norbert Matern, Publizist, Dirk-Hermann Voß, Konsultor des Päpstlichen Medienrates und Publizist, Michael Hesemann, Presseclub München
Der ursprünglich angekündigte Publizist und Papstinterviewer Peter Seewald musste krankheitsbedingt seine Teilnahme kurzfristig absagen. Für das Podium zur Zukunft des katholischen Buches sprang die “große alte Dame”, Autorin und bekannte Kinder- und Jugendpsychotherapeutin Christa Meves ein. Moderator Norbert Matern stellt das Podium vor, auf dem drei Fragen bwantwortet werden sollen: a) Wie ist die Ausgangslage? b) Wo ist das katholische Buch zu finden? c) Welche Perspektiven bieten sich dem katholischen Buch?
Katholische Belletristik, also Narration zur Vermittlung des Glaubens scheint völllig verschwunden. Die Grümnde hierfür sind vielfältig. eine psychologische Analyse liefert Christa Meves, die dazu auch die aktuellen Geschehnisse in Japan als Beispiel anführt: die häufige Ratlosigkeit von Menschen in einer säkularisierten Welt beherrscht nicht zuletzt durch den Information Overflow die Gegenwart der Menschen. Ganz aufklärerisch wird diese quasi natürliche Orientierungslosigkeit durch immer neue Information kompensiert. Neben dieser Spirale hat nichts anderes Platz und schon gar nicht schöngeistliche Erbauungs- oder gar Gesinnungsliteratur. Bernhard Meuser ergänzt diese Einschätzung, dass dieser Teufelskreis (!) auch Ausdruck der Krise des Glaubens generell ist, die sich in diesem Feld auch als Verlust an Lesern ausdrückt. Im Buchvertrieb bedeutet das ein Fallen durchs Raster des Handelsdiktats in Buchhandlungen, die ihre Lager selbst dann nach Rentabilität füllen, wenn sie nicht zu den offensiven Atheisten unter den Buchhändlern gehören. Der “Erwachsenenautor” Michael Hesemann weist aber auch darauf hin, dass diese kulturpessimistische Diagnose im Kinder- und Jugendbereich etwas relativiert wird. Literatur für die junge Leserschaft wird bestimmt durch die neue Aufbruchssituation in der Kirche, die in Deutschland nicht zuletzt durch den Besuch des Papstes auf dem Weltjugendtag 2005 in Köln ausgelöst wurde. Der Status quo lautet aber im wesentlichen: das katholische Buch ist ungreifbar im kulturellen Bewusstsein der westlichen Menschen, deren politiische Philosphien ein Leben aus dem Negativen hervorgebracht hat.
Wo wirkt katholischer Geist in Büchern?
Wie in allen sparten des Schreibens, wird auch beim Buch von und für Gläubige ein Autorenmangel beklagt. Es gibt generell einen Rücklauf in der christlichen Deutung der Kultur. Katholische Belletritik ist in fünf, sechs starken Verlage etabliert, die auch über das dazugehörige Marketing verfügen. Der katholische Roman hat in diesem Marktgefüge in der Regel keine Chance und konfrontieren bei der Einreichung qualitativ hochwertiger Manusskripte die Verleger eher mit der Frage: Bin ich bereit, für dieses wunderbare Buch meinen Arbeitsplatz zu opfern oder füge ich mich dem Marktdiktat und investiere aus besserem Wissen nicht? Andere Erfolgsautoren werden dann unter anderen „Etiketten“ wie Dichter (z.B. Arnold Stadler) oder Philosoph (Robert Spaemann) geführt, obwohl sie gläubige Autoren sind. Das Interesse am katholischen Buch kommt einem Ghetto-Dasein gleich, das isoliert ab und an in renommierten Zeitungen – aber nur unter Beschuss! – dargestellt wird. wer sich auf das katholische Buch einlässt, muss sich also darüber im Klaren sein: trotz über 30 Mio. getaufter Katholiken gehöre ich zu einer Randgruppe. Diese Einschätzung stellt sich leider nicht als Zerrbild des eigenen Selbstmitleides dar, sondern ist ganz einfach Erfahrung.
Die Frage muss also lauten: wie bekommen wir Autoren und Leser an den Büchertisch, die die Grundfesten des Glaubens auf eine positive und hoffnugnsfrohe Art veteidigen? Die Chancen der Einflussname einer dogmatischen Verbreitung des lebensstiftenden Mysteriums der Kirche sind gering. Es gilt, die Menschen in ihren Nöten zu erreichen, denn nicht Geldgier und Ruhmsucht, sondern seelische Zerreißproben aller Art sind das Feld des Glaubens, das es wieder kenntlich zu machen gilt. Um des Erfolges willens macht es keinen Sinn. da gibt es bessere geschäfte zu machen. Die Hoffnung und der Glauben müssen die Motoren sein, Menschen mit einem brennenden Herz zu erreichen und vor einem Untergang der Gesellschaft durch den Abbau des Christentums zu warnen (Meves). Der Sendungsauftrag muss die Gefühle und Bedürfnisse der Menschen zu erreichen suchen, um Neugier zu befriedigen und Sinn zu stiften. Dirk-Hermann Voß verweist darauf, dass der historische Roman ein dringendes Feld ist, den Glauben zu vermitteln. Diese Gattung bietet gute Darstellungsmöglichkeiten, in einem spannenden Erlebnis-Umfeld (Gewalt, Verstrickung, historische Wichtigkeit) christliche Lebensweisen narrativ zu vermitteln. Das Fesselnde des Glaubens wendet sich an die Leser bei ihrer Gralssuche, ergänzt Michael Hesemann. Populäre Vermittlung im Gegensatz zur Sprache theologischer Studierstuben ist hier gefragt. Das Sachbuch dominiert heute die Situation und verfälscht den Wahrheitsgehalt der erzählenden Literatur. Die Grundlagen des Glaubens neu zu vermitteln ist die eigentliche Aufgabe. Als beispiel führt Bernhard Meuser “Exzess” an. Dieses Buch hat durch seine Authentizität der bekehrung viele zum Glauben und sogar Knackis zu den Sakramenten geführt. Es gilt, einen Link zwischen Bestseller und Nische zu finden, der sich in Amerika hauptsächlich in Testimonials ausdrückt.
Und das Internet? Und das E-Book?
Das Poium überschlug sich stellenweise in der Polemisierung der Polemisierung der Polemisierung des Internets. Glücklicherweise wurde auch überzeugend darauf verwiesen, dass das Internet nicht nur nicht nicht wegideologisiert werden kann, sondern dass es im Gegenteil ein Medium zur Gaubensverbreitung bedeutet. Das E-Book fand an diesem Vormittag einfach gar nicht statt. Das ist wohl auch typisch katholisch – und das nicht im schlechten Sinne. Auch wenn dir Marktschreier für das laufende Jahr den großen Durchbruch prognostizieren, gilt eben auch hier: was das Leben ausmacht ist die Gegenwart und nicht die Prognose. Dennoch ist auch klar: Der Weg weg von Rom bedeutet den Weg in die Dunkelheit zu gehen (Michael Hesemann)