Jürgen Vielmeier wagt nicht nur eine Versionierungsanalyse des Webs und fixiert dabei einige Phänomene, die im Post-Web2.0-Zeitalter um sich greifen. Im Wesentlichen wird eine Personalisierung festgestellt, die durch technische Erleichterungen dazu geführt hat, dass Inhalte nicht mehr mit viel Knowhow (mit-)produziert oder mühsam zusammengestelltwerden, sondern über soziale Netzwerke zusammen geklickt werden. Damit wird tendenziell auch das Bloggen von Statusmeldungen und Gezwitscher verdrängt. Wenn man primär auf Traffic und Wahrnehmung aus ist, erscheint dies schon aufgrund der entstehenden Streumasse logisch. Damit zementiert sich auch die Einsicht, dass ein Internetauftritt keine Website ist, sondern ein Zusammenspiel von Diensten, die für eine personalisierte Vernetzung sorgen.
Soll man sich angesichts dieses Wandels vom Prosuming (= Consuming + Producing) zum Following überhaupt noch trauen, etwas zu bloggen? Selbstverständlich, denn ohne Inhalte ist auch das beste Web nichts und wo soll man Inhalte mit mehr als 140 Zeichen platzieren, wenn nicht in Blogs bzw. Wikis, sei es im eigenen oder als Gastautor auf einer anderen Plattform. Wird dadurch das Following ausgeschlossen? Selbstverständlich nicht – Apps und Plugins sei Dank. Auf Facebook kann man beispielsweise mit Networkedblogs seine und andere Blogposts aggregieren (genau: nur mit Klicks) und dann auch gleich wieder zu Twitter exportieren, wo (hoffentlich) weitere Follower warten. Und für das Blog selber gibt’s auch wieder ein Skript, mit dem man besucher auf dem eigenen Blog in den Follower-Kreis einschleusen kann. Irgendwie schon praktisch, oder?
Ach ja: angesichts der Tatsache, dass sich RSS-Feeds außer bei Webentwicklern und Webjournalisten nicht so richtig durchgesetzt haben, scheint mir eine Rückbesinnung auf den guten alten Web 1.0-Newsletter völlig legitim, insbesondere wenn man Kundenprojekte und damit Kundenkunden betreut, wo es nicht nur um IT, Design und Journalismus geht.