Kommentare derzeit geschlossen. Diesen Hinweis platziert man möglichst ohne großes Aufsehen, wenn die technische Entwicklung eines Blogs mit Spam-Attacken nicht Stand halten kann. Damit verbunden ist das selbsterniedrigende Versprechen, Kommentare nach überstandenen Updates oder gar einem Relaunch wieder zu ermöglichen. Doch darum geht es in diesem Artikel nicht.
Ein Internetauftritt ist keine Website
Ich gebe zu, Spam spielt dennoch eine Rolle. Denn viele Kommentare kommen zwar als Meinung daher, entpuppen sich aber bei genauerem Hinlesen als inhaltlicher Leerlauf zur Verbreitung von E-Commerce-Links. Im Prinzip könnte man das sogar stehen lassen, um den Aufwand für die Platzierung anzuerkennen. Dagegen spricht der Moderations-Aufwand.
Zu Beginn der interaktiven Entwicklung bestanden Kommentare in Blogs nicht nur in der Anerkennung der inhaltlichen Arbeit, sondern auch in fachlichen Diskussionen einer weltweiten Interessengruppe. Doch diese Erscheinung verschwindet zunehmend. Warum? Nun, Menschen sind bequem und Marketinger wissen das. Wer heute einen Internetauftritt betreibt, wird sich nicht mehr nur auf einer persönlichen oder geschäftlichen Domain präsentieren in der Hoffnung, dass Qualität – auch von Suchmaschinen – schon gefunden wird. Die Konsequenz kann nur sein, Talent, Geld und Arbeit in den eigenen Untergang zu investieren. Eine komplexe Vernetzung über Social Media-Plattformen wie Facebook, Twitter, Google und wie sie alle heißen ist je nach Interessenlage unerlässlich.
Klingt nach zusätzlichem Aufwand, aber das täuscht
Im Web zwischen 1.0 und 3.x haben wir es eher mit einer Verlagerung der Aktivitäten zu tun. Ohne große redaktionelle Kenntnisse und mit ein wenig Intuition lassen sich Social Media-Accounts ausbauen und im Klick-Verfahren zahllose digitale 0/1-Beziehungen knüpfen, die durch unterstützende Techniken wie RSS-Aggregatoren dafür sorgen, dass eine Botschaft (oder wenigstens eine Absicht) verbreitet werden kann. Entscheidend für den Garaus der Kommentare dürfte aber die Nutzung von Buttons sein, mit denen man durch einfache Betätigung seine Einstellung zum Inhalt ausdrücken kann. Klingt nicht unbedingt nach Individualität. Aber ist es nicht auch eine Entlastung, sich von kapriziösen Formulierungen befreien zu dürfen? Wieviele der klassischen Kommentare sind tatsächlich inhaltlich relevante Beiträge? Wie oft geht es nur darum, der Welt mitzuteilen: “Schau mich an!” und die Betreiber an Arbeit zu ketten, die keiner braucht?
Entlastung von Technik
Reicht es nicht aus, in einem zweiten Schritt wie beispielsweise bei den Like-Buttons in Facebook, wo man zusätzlich zum Voting bei Bedarf kommentieren kann? Eigentlich schlau, oder? Und wer aus vielleicht guten Gründen, die hier und jetzt nicht thematisiert werden sollen, keinen facebook-Account betreibt, wird doch in einem eigenen Blogpost (mit Trackbacks) seine Sache vertreten. Und wer das auch nicht kann oder will, kann ja immer noch direkt schreiben. :-)